Reisetagebuch Spanien 2012

#1 von hoh , 23.10.2012 13:19

Tagebuch einer Tierschutzpraktikantin ;-)

so, hier also nun endlich mein Tagebuch unserer aufregenden Reise ....

Dieses Tagebuch soll erstens meine Erfahrungen beschreiben und eventuell auch dazu dienen, dass Leute, die sich (genau wie ich) dafür interessieren einmal "hautnah" zu erleben, wie die viel besagten "spanischen Tierheimhunde" in Wirklichkeit leben, einen kleinen Anhaltspunkt haben, wie so eine Reise denn aussehen kann :-)


Vor der Reise

Es war total aufregend für mich, nun endlich, nachdem ich schon öfter einmal darüber nachgedacht hatte, mal etwas "aktives" für den Tierschutz zu tun und wirklich einmal eine praktische Erfahrung zu machen und auf die Reise zu gehen. Ich hatte ja weder Dirk und Birgit je zuvor gesehen, noch hatte ich eine genaue Ahnung, wie so eine Reise aussieht, noch war ich je so lange am Stück von meinem Mann oder den Kindern getrennt....

Ich kam also nach schon etwa vier Stunden Anreise endlich in Schönbrunn an. Der alte Hektor (unser treuer und bereits vollgepackter Transit) stand schon erwartungsvoll bereit zur Abfahrt. Nach kurzer Begrüßung ging es dann auch schon ohne viel Federnlesen los. Da saß ich nun....:-) auf meinem Weg zu einer langen und aufregenden Reise und ca. 5000 km, die nun vor uns lagen....

Tag 1

Nach einer langen Fahrtnacht kamen wir vormittags endlich in Empuriabrava im Tierheim an. Die Hunde begrüßten uns freundlich und auch Silke (die Tierheimleiterin) und Robert (ein Mitarbeiter) waren sehr nett.... nach meiner (natürlich sehr waagen) Vorstellung, wie es wohl in spanischen Tierheimen so aussieht (man sieht ja genug schlimme Bilder und hört wenig Gutes) war ich doch positiv überrascht. Von den Leuten, die mir sehr engagiert vorkamen, von den Hunden und auch vom ganzen Tierheim...

natürlich war es ja Hochsommer als wir dort waren und im Sommer sieht es ja überall eher "schön" aus. Aber ich war ja auf vieles gefasst gewesen und ich muss sagen, Empuriabrava war ein guter Anfang. Ich meine, Tierheim ist NIE gut. Die Tiere haben alle ein schönes Zuhause und eine Familie verdient, jedoch ist es in Empuriabrava sehr familiär und man kümmert sich gut um die Tiere (und diese haben Auslauf, Wiesen, Schatten etc, was - wie ich noch sehen sollte - nicht selbstverständlich ist).

Nachdem wir aus dem Tierheim kamen, bezogen wir dann unser Quartier bei Dorit. Sie lebt in Spanien und hatte netterweise angeboten uns bei sich aufzunehmen (obwohl man dazu sagen muss, dass Sie mich noch nie vorher gesehen hatte!!) Sie lebt in einem Haus ganz in der Nähe des Tierheims und man kann sagen, sie ist toll! Sehr nett und fürsorglich und immer für eine lustige Geschichte zu haben. Danke an Dorit an dieser Stelle!:-)

Tag 2

Heute waren wir den ganzen Tag im Tierheim von Empuriabrava und haben viele Fotos und Videos von den Hunden gemacht, damit sie über Dirks Verein vermittelt werden können. Klingt vielleicht nicht anstrengend, kann es aber bei 40 Grad im Schatten durchaus sein ;-)

Tag 3

Heute sind wir ins Tierheim von Mitchel nach Tossa de Mar gefahren um eine eventuelle Zusammenarbeit zu besprechen. Die Anfahrt hatte eher was von Camel Trophey (wir hatten uns verfahren und ich kann sagen, ich bin noch nie auf einem so steilen, vom Regen ausgefressenen und schmalen Weg mit einem Transit gefahren!!! :-)) Aber ist ja auch eine Erfahrung.

Das Tierheim von Michel in Tossa liegt sehr versteckt und es leben etliche Hunde und Katzen dort. Leider alle in abgetrennten Gehegen, was heißt, dass Sie zwar mehr Bewegunsfreiheit haben als anderswo, jedoch gibt es dort kaum bis keine Menschen, die die Tiere mal für einen Spaziergang abholen, was in Empuria doch anders ist.... viel mehr kann und möchte ich über die Erfahrungen in Tossa de Mar gar nicht sagen, aber an dem Tag habe ich gelernt, dass nicht alle im Tierschutz "sozial" sind und auch nicht alle am selben Strang ziehen....aber das ist eine andere Geschichte

Tag 4

Tag mit Fotos und Videos in Empuriabrava im Tierheim verbracht. Abends waren wir mit Dorit in Santa Margherita zum Essen und haben auch endlich den Strand und die Promenade gesehen :-)

Tag 5

Mein großer Tag, heute sollte es endlich soweit sein, dass ich meinen Hund abholen konnte!!! :-)) Also auf ins Tierheim nach Argentona (ca. 100 km von Empuriabrava entfernt).... Geführt von zwei sehr sehr netten Tierärztinnen (Mar und Christina) und staatlich unterstützt mangelt es dem Tierheim nicht an Futter, Sauberkeit oder ärztlicher Versorgung, so wie es in anderen Heimen der Fall ist. Ich habe ja noch nicht allzuviel Erfahrung mit ausländischen Tierheimen oder gar Tötungsstationen, deshalb ist das hier sicher keine professionelle Meinung. Aber mein persönlicher Eindruck war, dass dies kein tierfreundlicher Ort ist. Und das Versorgung und Ärzte eben nicht alles sind.....hätte mich vorher jemand gefragt, hätte ich gesagt, dass es doch super ist, wenn ein Tierheim Ärzte hat und immer genug Futter etc. ....

ABER: NUR BETON....keinen einzigen Baum. Keinen einzigen Flecken Gras oder Sand. Ein ständiger Lärmpegel und das Gefühl, dass alle Tiere einfach nur gestresst sind vom ständigen Gebell und der Enge in den Zwingern. ... und mittendrin MEIN Hund. Ich war so froh ihn zu sehen, ich musste mir die Tränen wirklich verkneifen. Und im selben Moment hatte ich ein schlechtes Gewissen, ihn nicht schon viel eher von dort geholt zu haben....

Er lebte fünf Jahre dort, nachdem er im Welpenalter gefunden wurde....Dirk hat so treffend gesagt: "Dieser Hund ist wie ein leeres Zimmer. Die Möbel, Bilder, Tapete fehlen, denn er kennt NICHTS" ... und dieses "Nichts" wurde mir nun definiert und ich kann sagen, wer es nicht selber gesehen hat, der wird es sich nicht vorstellen können.... ein sehr, sehr glücklicher und sehr, sehr trauriger Tag zugleich...

Vor der Rückkehr haben wir noch im privat geführten Tierheim von Josef und Maria halt gemacht, denn Mar (eine der Tierärztinnen aus Argentona) hilft dort in Ihrer Freizeit und wollte nun den Kontakt herstellen, damit auch von dort aus Tiere ins Ausland vermittelt werden können... Josef und Maria sind sehr, sehr nett und sehr interessiert und ich denke Dirk wird auf seiner nächsten Tour auch wieder dorthin fahren um Fotos und Videos zu machen und dann wird man auch bald Hunde von dort adoptieren können....

Tag 6

Durch "gewisse Umstände", aufgrund derer wir nicht noch einmal nach Tossa de Mar zu Mitchel gefahren sind, um wie geplant dort mit den Fotos und Videos für die Aufnahme der Hunde in die Vermittlung zu beginnen, hatten wir gezwungenermaßen spontan einen freien Tag...

Das für mich Gute war, ich konnte viel Zeit mit meinem Hund verbringen und wir haben es sogar geschafft noch vor Ort in Empuria zum Hundefrisör zu gehen! (nicht aus kosmetischen Gründen, sondern mein Hund hat langes Fell und dadurch, dass er sehr scheu ist und man im Tierheim für soetwas keine Zeit hat, hatte sein Fell seit wohl Jahren keine Pflege mehr gesehen, so dass er erst einmal geschoren werden musste....) Man kann es sich nicht vorstellen, aber der "Tierheimgeruch" klebt einem in der Nase und da die Erfahrung in Argentona für mich eher traurig war, war ich auch froh, dass diese nun symbolisch erstmal "abgewaschen" wurde! Obwohl es meinem Hund nicht gut dort gefallen hat (welch Wunder! ;-) hatte man hinterher das Gefühl, dass auch er sich besser fühlte.

Tag 7

Anreise nach Albacete durch die Nacht (Dorit war so lieb, sich die Tage wo wir weg waren um meinen Hund zu kümmern und ihn sogar bei sich wohnen zu lassen!), so dass wir morgens um acht schon vor Ort waren. (Anfahrt von Empuriabrava ca 700 km) Wir haben dort dann Carmen kennengelernt, eine sehr nette engagierte ehrenamtliche Mitarbeiterin aus dem Tierheim, die uns alles gezeigt hat. Mit ca. 300 Hunden ist das Tierheim sehr groß und viel zu voll, so dass es immer wieder Kämpfe zwischen den Hunden gibt und das ist sehr schlimm. Allerdings gibt es dort auch wieder diese Gehege mit Sand und ein paar Bäumen, also im ganzen ein Stück freundlicher als Argentona. Da wir ja durch die Nacht gefahren waren, haben wir nachmittags (es war auch viel zu heiß für IRGENDWAS!!) Siesta gemacht und abends waren wir dann noch mit Carmen beim Italiener zum essen und weitere Details der Zusammenarbeit zu besprechen.

Tag 8

Heute den Vormittag über im Tierheim Fotos von den Hunden gemacht. Das Tierheim von Albacete ist leider hoffnungslos überfüllt, täglich kommen neue Hunde hinzu. Allein in der Zeit wo wir vor Ort waren, kamen gestern drei Welpen und heute morgen ein Welpe und ein ausgewachsener Hund... Welpen haben eine Chance auch innerhalb Spaniens vermittelt zu werden, ausgewachsene Hunde jedoch fast keine Chance. LEIDER!

Tag 9

Heute haben wir dann die zehn Hunde aus Albacete eingepackt und sind zurück nach Empuria gefahren (ca. 700 km) Leider musste dies tagsüber geschehen, weil die Hunde eine Nacht in Empuria verbringen mussten und wir deshalb etwa um 19:30 dort sein mussten damit sie alle noch ihr Quartier beziehen konnten. Die Fahrt war sehr anstrengend durch die Hitze und wir waren froh, als wir alle Hunde gesund und wohlbehalten für die Nacht vorbereitet hatten.

Tag 10

Tagsüber ausgeruht, da wieder eine lange Nacht mit Fahrt vor uns lag. Abends sollte es ja zurück nach Hause gehen. Gegen 19:00 Uhr kamen die restlichen Hunde aus Argentona (sie wurden gebracht, wir hatten bei unserem Besuch nur meinen Zarzas mitgebracht) und alle (insgesamt verlief der Rücktransport mit 18 Hunden und einer Katze) wurden in ihre Boxen gepackt und in den alten Hektor, unseren Transit verladen. Um ca. 20:00 Uhr konnten wir dann die 1250 km lange Heimreise antreten.

Fazit:

Also ich würde so eine Reise jederzeit wieder machen und ich würde auch jederzeit wieder einen Hund aus Spanien adoptieren. Zarzas ist ein toller Hund von dem man merkt, dass er WILL. Er kannte nichts und niemanden (5 Jahre in Argentona im Tierheim!!) und war trotzdem schon an Tag 2 komplett stubenrein. Er geht liebendgern spazieren und benimmt sich dort vorbildlich! Angst vor Autos und Fahrrädern hat er schon gar nicht mehr, nur Fußgänger machen ihm etwas Angst, aber auch das wird sich noch legen, da bin ich mir sicher.

noch im Tierheim und Zuhause

Er hat "seinen" Platz für sich in unserem Schlafzimmer gefunden, wo er viel liegt und ich glaube auch einfach die Ruhe genießt. Er lässt sich streicheln und bürsten und frisst Leckerchen aus der Hand .... alles sonst vielleicht Kleinigkeiten, aber für einen Hund der keine Familie kennt oder das Gefühl einen Menschen für sich zu haben und der 5 Jahre in einem Betonzwinger gesessen hat, ist das riesig viel und wir freuen uns und sind so stolz auf unseren kleinen Mann.

Die Reise war eine supergute Erfahrung und sehr sehr spannend von Anfang bis Ende. Jetzt kann ich wenigstens ETWAS mitreden, wenn es um spanische Tierheime oder die Arbeit eines Tierschutzvereins geht ... man sitzt viel zu oft zu Hause und hat Mitleid mit den armen Tieren in Spanien/Ungarn/sonstwo und meint man kann nichts tun. Aber man kann! und wenn es nur ist, dass man Dirk 10 Tage lang auf den Keks geht :-). Wer sich mal damit auseinandergesetzt hat, ob so eine Reise etwas für ihn ist, dem sei gesagt, er soll es einfach MACHEN!

Ich würde es jederzeit wieder tun, sei es anstrengend, heiß, traurig und erschreckend an mancher Stelle, so ist es doch auch eine Erfahrung fürs Leben, die ich nicht missen möchte und ich hoffe mein Bericht war interessant genug, dass jetzt der ein oder andere denkt "das wäre was für mich"... Dirk wird sich über Kontaktaufnahme freuen!


Liebe Grüße von hier aus nochmal an alle, die ich kennenlernen durfte und ich hoffe man sieht sich wieder!

Eure Bianca


 
hoh
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zuletzt bearbeitet 23.10.2012 | Top

   

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